Kirche zu den hll. Primus und Felizian am Buchberg
Die Filialkirche steht in landschaftlich eindrucksvoller Alleinlage auf dem Buchberg in der Katastralgemeinde Winkl, nordöstlich oberhalb von Bischofshofen auf einer Seehöhe von 739 Metern.
Der Innenraum vermittelt mit seiner flachen Kassettendecke im Langhaus, dem kreuzrippengewölbten Chor und der aus verschiedenen Stilepochen zwischen Gotik und Barock stammenden Ausstattung ein harmonisches Bild einer Landkirche.
Geschichte
Einst befand sich hier eine im 11. Jahrhundert durch die Herrren von „Pochburgh“ errichtete Burganlage. Diese wurde im 13. Jahrhundert zerstört, die zugehörige Kapelle blieb aber erhalten, worauf auch die romanischen Fresken beim Südportal hindeuten. Häufig hatten früher Herrschaftskapellen, die sich nicht direkt in der Burg befanden, zwei Zugänge: einen für das Volk im Westen und ein Südtor für die Herrschaft (nach M. Stöckl; vgl. auch die Georgikapelle). Geweiht ist diese Kirche zwei römischen Märtyrern, den heiligen Primus und Felizian, die auch als Patrone von Heilbädern gelten (vgl. Bad Gastein). Zwar urkundlich erstmals 1370 genannt, dürfte die Kirche aufgrund der nach 1200 anzusetzenden Außenfresken unten an der Südseite noch in ihren Ursprüngen auf diese Zeit zurück gehen. An diese noch romanische Kapelle wurde dann um die Mitte des 14. Jahrhunderts der gotische Chor angebaut. Heute liegt die Kirche direkt am beliebten St. Rupert Pilgerweg, der über das Missionshaus St. Rupert hinunter zur Bischofshofener Pfarrkirche führt.
Außenbau
Auf die unterschiedlichen Bauphasen weist nicht nur die deutlich erkennbare Unterscheidung in das Kirchenschiff und den deutlich höheren Chor mit seinen umlaufenden gotischen Strebepfeilern hin. Das rundbogige Südportal (um 1200), daneben das ebenfalls rundbogige Blindfenster und das untere Fresko der von einem Pultdach vor der Witterung geschützten Fresken lassen die romanischen Ursprünge erkennen. Diese Fresken gehören zwei unterschiedlichen Entstehungsphasen an. Die romanische Kreuzigungsszene unten neben dem Portal lässt sich in das beginnende 13. Jahrhundert datieren. Dagegen stammt die obere Freskenreihe aus der Zeit um 1350. Sie zeigt links Maria mit dem Kind als Himmelskönigin auf einem Thron sitzend, neben ihr die beiden Kirchenpatrone Primus und Felizian; am rechten Bild ist eine Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes, flankiert von den heiligen Katharina und Margaretha zu sehen.
Das romanische Südportal mit seinen dekorativen Spiralbeschlägen wird heute in der Regel nicht mehr benützt. Man betritt die Kirche durch das gotische, spitzbogige Westportal. Auch der nördlich in Bruchsteinsichtmauerwerk angebaute Turm mit seinem Pyramidenhelm stammt wie der Chor aus der gotischen Bauphase. Der kleine Parkplatz südlich der Kirche erinnert mit seinen Hufeisen noch an den weithin berühmten Pferdemarkt, der seit 1421 (erstmals erwähnt) bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bei der Kirche abgehalten und dann nach Werfen verlegt wurde. Mit der Neueindeckung wurde 2015 eine größere Sanierung der Kirche begonnen.
Innenraum und Einrichtung
Der Innenraum vermittelt mit seiner flachen Kassettendecke von 1641 im Langhaus, dem kreuzrippengewölbten Chor und der aus verschiedenen Stilepochen zwischen Gotik und Barock stammenden Ausstattung (teilweise aus Pfarrwerfen) ein dennoch sehr harmonisches Bild einer Landkirche. Der Hochaltar von 1645 zeigt am Altarbild die beiden Kirchenpatrone, den vornehmen Römer Primus und dessen Bruder Felicianus, die von heidnischen Priestern verklagt und auf Befehl des Kaisers gemartert und wilden Löwen zum Fraß vorgeworfen wurden, die sich ihnen aber sanft zu Füßen legten. Sie wurden schließlich als christliche Märtyrer enthauptet, doch ihre Standhaftigkeit soll vorher Tausende zum Christentum bekehrt haben. Das Oberbild stellt Gottvater dar, das Predellenbild den Kindermord zu Bethlehem. Als Künstler waren KONRAD SCHWARZ (Tischler) und GEORG HAIM (Maler) tätig. Seitlich sind barocke Sitzfiguren der heiligen Barbara und Magdalena angebracht. Eine bemerkenswerte gotische Statue der Muttergottes mit Kind steht auf einer Konsole an der linken Chorwand. Maria hält als gekrönte Himmelskönigin das Szepter in der linken Hand und in der rechten das ebenfalls gekrönte und mit Reichsapfel und Segensgestus schon auf das kommende Erlösungswerk hinweisende Jesuskind. Durch ihre stilistische Nähe etwa zu Werken wie der Irrsdorfer Madonna lässt sich die Figur in die Zeit um 1380 datieren; sie dürfte von einem Salzburger Meister stammen. Die weiteren Konsolfiguren im Chor sind barock und zeigen die heiligen Sebastian und Leonhard (seitlich des Hochaltares), Franziskus und Antonius (linke Chorwand) sowie Stephanus und Vinzenz von Saragossa (rechte Chorwand); darunter steht in einer Nische die Figur des gegeißelten Heilands.
Wie der Hochaltar dürfte auch die 1642 entstandene Kanzel mit Füllungen und aufgeleimten Laubsägezierraten von Konrad Schwarz angefertigt worden sein. Aus spätgotischer Zeit stammt die Pietà (Marienklage, Vesperbild) an der linken Langhauswand. Zur weiteren Ausstattung zählen die beiden barocken Konsolstatuen der Salzburger Diözesanpatrone Rupert und Virgil seitlich des Chorbogens, ein Wandepitaph mit dem Bild der Grablegung Christi (1616), das Chorbogenkruzifix (17. Jh.), barocke Ölgemälde der hl. Anna mit Maria, des hl. Johannes Nepomuk, der Marienkrönung, der heiligen Apollonia und Dorothea sowie die 14 Stationsbilder (18. Jh.).