Dekanatspfarrkirche Köstendorf: Historischer Überblick

Der Name „Chessindorf“ ist romanischen Ursprungs. Schon in der Römerzeit verbreitete sich das Christentum im nördlichen Flachgau. Zur Zeit der neuerlichen Christianisierung unter Bischof Rupert spielte das Gebiet rund um den Wallersee eine wichtige Rolle.

Pfarrkirche Köstendorf vom Dorfplatz ausDie Weiler mit der Endung „-ing“ (zum Beispiel Enharting, Gramling, Helming) sind dagegen Hinweise auf eine Besiedlung durch die Bajuwaren in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Bereits im 8. Jahrhundert dürfte der erste Kirchenbau entstanden sein. Von Erzbischof Arn und adeligen Grundherrn wurde die Kirche von „Chessindorf“ reichlich mit Gütern ausgestattet, welche den ansässigen Bauern zur Bewirtschaftung übergeben worden sind.

Zur Pfarrgeschichte

Als eine der ältesten Pfarren des Flachgaues wurde die Pfarre Köstendorf im Jahr 1216 errichtet. Ursprünglich umfasste sie nicht nur das heutige Gemeindegebiet, sondern auch Gebiete der heutigen Pfarren Neumarkt und Henndorf, die 1622 bzw. 1684 selbstständige Vikariate wurden. Bis zum Jahr 1939 umfasste das Pfarrgebiet weite Teile der heutigen Stadtpfarre Neumarkt/Wallersee und erstreckte sich bis nach Sommerholz, Pfongau, Sighartstein und Neufahrn. Daher befindet sich auch die Grabstätte der früheren Reichgrafen Uiberacker von Sighartstein in einer Seitenkapelle der Dekanatspfarrkirche Köstendorf. Auch ein Teil von Steindorf, das nunmehr zur Pfarre Straßwalchen gehört, war bis 1939 zu Köstendorf gehörig. Zwischen 1939 und 1950 gab es keine selbstständige politische Gemeinde Köstendorf. Seit deren Wiederherstellung im Jahr 1950 decken sich die Pfarrgrenzen mit jenen der politischen Gemeinde, in der heute etwa 2500 Einwohner leben, die meisten davon Katholiken.

Köstendorf als Dekanat

Ursprünglich war der jeweilige Abt des Benediktinerstiftes Michaelbeuern zugleich Dechant der Pfarren Köstendorf, Seekirchen, Berndorf und Thalgau. Im Jahr 1624 wurden die genannten Pfarren dem Dechant von Laufen unterstellt. Aufgrund der Größe dieses Dekanates kam es bereits 1627 zu einer Teilung, und am 19. Februar 1627 wurde der Köstendorfer Pfarrer Augustin Schmidt erster Dechant des neu errichteten Dekanates Köstendorf. Damit ist Köstendorf eines der ältesten Dekanate der Erzdiözese Salzburg. Im Jahr 1812 wurde die Pfarre Thalgau mit ihren Vikariaten abgetrennt und ihrerseits selbstständiges Dekanat. Heute umfasst das Dekanat Köstendorf neben der Dekanatspfarre selbst die Pfarren Seekirchen, Henndorf, Neumarkt, Straßwalchen, Schleedorf, Mattsee, Obertrum, Seeham und Berndorf und hat damit die „Idealzahl“ von zehn Pfarren (Dekanat: von Griechisch deka [deka] = zehn). Auf dem Gebiet des Dekanates Köstendorf befinden sich auch die beiden Kollegiatsstifte Seekirchen und Mattsee. Waren ursprünglich stets die Pfarrer von Köstendorf zugleich die Dechanten des Dekanates, wird der Dechant seit einigen Jahrzehnten jeweils von den Mitgliedern der Dekanatskonferenz für eine sechsjährige Amtszeit gewählt.

Andachtsbildchen mit der ehem. Gnadenmadonna, Kupferstich, um 1750<br />Köstendorf als Wallfahrtsort

Wir ziehen zur Mutter der Gnade, zu ihrem hochheiligen Bild.
(Gotteslob Nr. 959)

Dieses bekannte Marienlied weist uns auf die große Vergangenheit der Köstendorfer Pfarrkirche hin. Überregionale Bedeutung hatte Köstendorf bis ins 18. Jahrhundert als einer der drei großen Wallfahrtsorte des Flachgaues (neben Großgmain und Arnsdorf). Zahlreiche Wallfahrten zu Unserer Lieben Frau von Köstendorf sind bekannt. Die Gnadenstätte wurde vor allem mit der Bitte um Heilung von Krankheit aufgesucht. Die ursprüngliche, vermutlich gotische Gnadenstatue ist nicht mehr vorhanden. Dabei handelte es sich um eine geschnitzte, stehende Marienstatue, die auf dem rechten Arm das Jesuskind hielt, und seit der Barockzeit durch ein weit gespanntes Brokatkleid geziert worden ist. Aus dieser Zeit der großen Wallfahrten stammt auch die bis heute gepflegte Feier der drei Goldenen Samstage an den ersten drei Samstagen im Oktober. An diesen Tagen wird bei einer eucharistischen Andacht um 14.00 Uhr das Allerheiligste zur Anbetung ausgesetzt. Der Bau der Wallfahrtskirche Maria Plain in Bergheim bei Salzburg führte im späten 18. Jahrhundert zu einem allmählichen Versiegen des Wallfahrerstromes.