Stadthauptpfarrkirche St. Jakob in Villach: Geschichte
St. Jakob, eines der bedeutendsten Baudenkmäler Kärntens, wird erstmals 1136 urkundlich erwähnt. Sie dürfte vor dem Jahr 1100 errichtet worden sein.
Wer sie errichten ließ ist unbekannt. Als Pfarre wird. St. Jakob erstmals im Jahr 1311 bezeichnet. Wie alle südlich der Drau gelegenen Kirchen gehört die mit zahlreichen Stiftungen ausgestattete St. – Jakobs- Kirche bis 1751 zum Patriarchat Aquileia, bis 1787 zur Erzdiözese Görz und seither zur Diözese Gurk.
Historischer Überblick
Villach (501 m Meereshöhe) am Zusammenfluss von Drau und Gail ist mit rund 60.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes Kärnten. Seit jeher hatte Villach als Knotenpunkt mehrerer Verkehrswege überregionale Bedeutung: Diese Stadt liegt nicht nur an der Grenze von Ober- und Unterkärnten, sondern auch am „Schrägen Durchgang“, der das Wiener Becken mit dem venezianischen Tiefland verbindet.
Schon die Römerstraße von Aquileia nach Lorch in Oberösterreich führte über eine Brücke des Drau-Flusses innerhalb der Villacher Siedlung. Diese Brücke wird im Jahr 878 in einer Urkunde des fränkischen Königs Karlmann als „pons Uillah“ (Brücke Villach) erstmals urkundlich genannt. Das Villacher Gebiet war – wohl wegen der Bedeutung des Drau-Überganges – Königsgut geworden und wurde 976 von Kaiser Otto II. dem Kärntner Herzog Ulrich verliehen. Diese „curtis Fillac“ (Hof Villach) samt Kastell und einer Kirche wurde aber nur zwei Jahre später dem Herzog entzogen und 979 dem Bischof von Brixen auf Lebenszeit als Lehen bestätigt.
König Heinrich II. schenkte den Hof Villach mit Burg und Kirche – wahrscheinlich samt dem Passgebiet von Tarvis-Arnoldstein – im Jahr 1007an das Bistum Bamberg, und im Februar 1060 erhielt der Bischof von Bamberg das Privileg, in Villach einen Markt (mit Bann, Münzrecht, Zoll) zu schaffen. Im Jahr 1169 wird erstmals ein Archidiakon des Patriarchats Aquileia als Stellvertreter des Patriarchen in dieser Region erwähnt.
Mit dem Aufblühen Venedigs am Beginn des 13. Jahrhunderts erblühte auch der Fernhandel über Villach nach Salzburg, Bayern und ins Donauland bis nach Wien. Von einer Ummauerung der Stadt wird 1233 berichtet, und 1240 wird Villach erstmals als „civitas“ (Stadt) bezeichnet. Das Stadtsiegel ist das älteste in Österreich nachweisbare. Vorübergehend befand sich während des 13. Jahrhunderts die Verwaltung des gesamten Bamberger Besitzes in Kärnten in der Draustadt.
1244 wurden vom Patriarchen die Bamberger Eigenkirchen St. Martin und St. Peter in der Perau als Pfarren anerkannt. Die Kirche St. Jakob in Villach, eines der bedeutendsten Baudenkmale Kärntens, blieb weiterhin eine Filialkirche der Pfarre Maria Gail, obwohl an ihr die pfarrlichen Aufgaben für die Villacher Bevölkerung (Gottesdienst, Sakramentenspendung) wahrgenommen wurden. Sie wird erstmals 1136 urkundlich erwähnt und dürfte vor dem Jahr 1100 errichtet worden sein. Ob der Bischof von Bamberg oder die Marktbewohner die Kirche errichten ließen, ist nicht bekannt. Erstmals wird St. Jakob im Jahr 1311 als Pfarre bezeichnet.
Wie alle südlich der Drau gelegenen Kirchen gehörte auch die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtete und mit zahlreichen Stiftungen ausgestattete St.-Jakobs-Kirche bis 1751 zum Patriarchat Aquileia, dann bis 1787 zur Erzdiözese Görz und seither zur Diözese Gurk. Ein schweres Erdbeben am 25. Jänner 1348 und eine verheerende Pestepidemie im darauffolgenden Jahr zerstörten die Stadt, so dass 1351 für ihren Wiederaufbau und die Ansiedlung neuer Bürger völlige Steuerfreiheit zugesichert wurde. 1392 wurde eine Stadtordnung erlassen. Der Transport von Eisen nach Italien am „Canal del ferro“, Holzflößerei auf der Drau und der Blei-Bergbau ab dem 14. Jahrhundert förderte die Entwicklung der Stadt, die ihre Blüte im Frühkapitalismus erreichte.
Bedeutende Familien wie die Khevenhüller, Seenuß, Neumann und Widmann hatten sich in Villach angesiedelt, die augsburgischen Fugger besaßen hier 1478 eine Geschäftsstelle. Von 1502 bis 1534 wirkte hier Wilhelm Bombast von Hohenheim, der Vater des Theophrastus Paracelsus. Paracelsus selbst hielt sich 1537/38 in Villach auf. Während des 15. und 16. Jahrhunderts war die Stadt Sitz bekannter Künstler, so des Meisters Friedrich und dessen Sohnes Johann, des Thomas Artula, von dem Santonino Ende des 15. Jahrhunderts anlässlich einer Kirchenvisitation berichtet, und des Urban Görtschacher. Bis 1514 war St. Jakob in Villach eine Patronatspfarre von Aquileia. Am 31. März übertrug Papst Leo X. das Patronatsrecht an Kaiser Maximilian I. Dieser aber hatte bereits drei Monate zuvor, am 5. Jänner 1514, seinem Günstling Sigmund von Dietrichstein, dem evangelisch gesinnten Besitzer der Herrschaft Finkenstein, die Lehenschaft über die Pfarre Maria Gail und die Kirche St. Jakob in Villach übergeben.
Im Jahr 1526 schenkte Sigmund Freiherr von Dietrichstein das Patronatsrecht der Kirche St. Jakob den Bürgern der Stadt, damit dort das „reine Evangelium“ gelehrt werde. In der Folge wurde Villach eines der Zentren der neuen protestantischen Lehre in der Form des Flacianismus. Aus dieser Zeit stammt die evangelische Kanzel der Stadtpfarrkirche (1555). Bis 1594 war die Kirche in den Händen der evangelischen Bürger. Zwischen 1550 und 1570 wurde in der Jakobs-Kirche katholischer und evangelischer Gottesdienst gefeiert (Simultaneum).
Die Gegenreformation ab 1600 führte durch die Auswanderung zahlreicher Familien zu starken Veränderungen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse, die Villach im 17. und 18. Jahrhundert einen Tiefstand erreichen ließen: Ein Erdbeben im Jahr 1690 führte zum Einsturz des Turmes von St. Jakob, der erst 1847/48 wieder errichtet wurde. Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts setzte eine Phase der Konsolidierung ein, als Villach 1748 zum Verwaltungsmittelpunkt des von Maria Theresia neu geschaffenen „Villacher Kreises“ wurde. 1759 wurde der gesamte bambergische Besitz in Österreich von Maria Theresia erworben und ging damit an den österreichischen Staat. Zeitweilig von den Franzosen besetzt, fiel der Villacher Kreis an die französischen „Illyrischen Provinzen“, Villach wurde 1811 Zentrum einer gemeinsam mit Osttirol geschaffenen Zivilprovinz. Für kirchliche und weltliche Angelegenheiten war in der Folge Laibach/Ljubljana zuständig. 1813, bei der Rückeroberung durch österreichische Truppen, wurde die Stadt schwerst beschädigt. Die Erholungsphase dauerte bis in das späte 19. Jahrhundert: Erst mit der Errichtung der Tauern- bzw. Karawankenbahn konnte Villach eine neue Blüte erreichen.
Als Stadthauptpfarre erscheint Villach-St. Jakob erstmals im Jahr 1910, die Seelenzahl betrug damals 5.210 Katholiken und 350 Protestanten sowie 15 Juden. Im Ersten Weltkrieg Sitz eines Armee-Oberkommandos (1915–1917), gehörte die Stadt im Zweiten Weltkrieg zu den am schwersten bombardierten Städten Österreichs, wobei in erster Linie der Stadtkern betroffen war. In St. Jakob gingen die Glasfenster des 16. Jahrhunderts zu Bruch und das Mauerwerk nahm Schaden. 1952 wurde die aus dem Bereich der Pfarre St. Jakob hervorgegangene Pfarre Villach-St. Josef in Auen errichtet. Das Dekanat Villach Stadt umfasst heute acht Pfarren.