Pfarrkirche in Tragwein: Innenraum
Dank der nach alten Befunden erneuerten, warmtonigen Raumschale, der Neugestaltung der liturgischen Orte sowie einiger moderner Akzente in Form und Farbgebung (Altar, Tabernakel) bietet das Kircheninnere heute ein sehr harmonisches Erscheinungsbild.
Lageplan zur Einrichtung
Dazu kommen einige wieder entdeckte und neu präsentierte „Schätze aus Kunst und Glaube“ wie etwa das bemerkenswerte Osterlamm-Fresko aus gotischer Zeit. Die neue „alte“ Farbgebung der Wanddienste, Pfeilerarkaden und Gewölberippen in Ocker lassen den Reiz der spätgotischen Architektur und die Geborgenheit vermittelnde Raumwirkung besonders gut zur Geltung kommen.
Einrichtung im Chor
Die symbolträchtige Darstellung des Lammes als „agnus dei“ (lat. für „Lamm Gottes“) finden wir in der Tragweiner Pfarrkirche gleich mehrmals: auf zwei mittelalterlichen Schlusssteinen sowie, besonders augenfällig, auf dem erst im Zuge der letzten Renovierung wieder freigelegten gotischen Wandfresko über der einstigen Sakramentsnische (1), eingerahmt von einer Dreipass-Rahmung. Entsprechend seiner symbolischen Bedeutung trägt das Lamm die Kreuzesfahne als Hinweis auf die Auferstehung Christi. Sehr individuell ist hier besonders die Gesichtspartie des Lammes mit ausdrucksvollen Augen samt Brauen und einem geradezu lächelnden Antlitz wiedergegeben. Der moderne Glasschrein darunter birgt heute einen barocken, noch im liturgischen Gebrauch stehenden Kelch.
Das Lamm Gottes wird bereits bei den Propheten des Alten Testamentes angedeutet und gilt als ein Symbol für Christus und sein Kreuzesopfer. Die häufig mit dargestellte Kreuzesfahne erinnert aber auch an die Überwindung des Todes in der Auferstehung. Das Motiv des Lammes verweist ursprünglich auf die Opferlämmer des Alten Bundes wie auch auf das Pascha-Lamm. Der Bezug zum Erlösungswerk Christi findet sich, in Anlehnung an das Johannesevangelium (Joh 1,29: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“), auch in der Liturgie der Heiligen Messe.
Das Lamm Gottes zeigt auch der östliche Schlussstein (7) im gotischen Chorgewölbe (14. Jh.). Diese Anordnung, für die sich im mittelalterlichen Kirchenbau zahlreiche Beispiele finden, gilt als symbolischer Hinweis auf Christus als „Eckstein“, als Grundstein jedes Kirchengebäudes (vgl. Apostel Paulus in 1. Kor. 3,11: Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus.). An der rechten Chorwand befindet sich eine weitere Wandnische (5) mit einer gotischen Granitsteinrahmung, die vielleicht einst als Kännchennische diente. Seit 2013 werden im modernen Glasschrein die heiligen Öle aufbewahrt. Gotische Formen zeigen auch die in Granit ausgeführten Schulterbogen-Portale (nördliches wohl frühes 16. Jh.).
Aus der historistischen Ausstattungsphase stammen die drei Farbglasfenster der Oberösterreichischen Glasmalereianstalt Linz, gestiftet 1908 von der Tragweiner Bürgerin Theresia Lugmayr. Sie zeigen, beginnend beim linken Chorfenster: Mariä Verkündigung (2), die Herz-Jesu-Vision der hl. Margareta von Alacoque (4) sowie Joseph und Maria (6). Erst 2013 erhielt das nun wieder geöffnete Ostfenster eine moderne Farbglasscheibe mit dem Motiv des Heiligen Geistes (3), symbolisiert durch warmtonige Farbflächen in Rot und Orange. Die beiden seitlich auf Konsolen stehenden Statuen der Tragweiner Kirchenpatrone und Apostelfürsten hl. Petrus (8), rechts, mit Schlüssel, und hl. Paulus (9), links, mit Schwert, dürften noch aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammen. Sie standen bis 1892 am ehemaligen barocken Hochaltar, wurden dann ausgelagert und konnten in den 1980er Jahren für Tragwein zurück erworben werden. Der 1968 im Zuge der liturgischen Neugestaltung aufgestellte Zelebrationsaltar (10) erhielt 2013 eine auf vier zierlichen Stäben aufruhende Holzplatte. Dies war schon aus funktionalen Gründen durch die Erhöhung des Chorbodens um eine Stufe notwendig geworden. Während der erdhaft-schwere Unterbau aus Rosengranit noch die alttestamentarische Brandopfer-Symbolik anzudeuten schien, betont der Altar als „Tisch des Brotes“ in seiner heutigen Form stärker den Gedanken der Mahlgemeinschaft. Auch der rechts im Hauptschiff angeordnete Ambo (15) stammt wie der Altar ursprünglich noch von Peter Dimmel (1968) und wurde 2013 in ähnlicher Weise verändert. Ebenfalls noch das im Mühlviertel typische Material Granit zeigen der Taufstein (P. Dimmel, 1968) sowie die seitlich des Volksaltares aufgestellten Kerzen- und Blumenhalter (2013), während die neuen Sitzbänke und die Wandablage aus Holz gefertigt wurden. Einen besonderen Akzent setzt der aus grauen Granitplatten und Solnhofener Platten abwechselnd verlegte Boden im Presbyterium, der durch zwei schmale Granitbahnen optisch auch mit dem übrigen Kirchenboden verklammert ist.
Hauptschiff
Über dem Durchgang in das Turmuntergeschoß ist ein barockes Kruzifix (11) aus dem Jahr 1717 angebracht. In der gotischen, kreuzippengewölbten Turmkapelle (12) selbst sind in den Fensternischen die beiden Statuen Herz Jesu und Maria Immaculata aufgestellt. Sie stammen noch von den früheren neugotischen Seitenaltären des Bildhauers Ludwig Linzinger von 1912. In einer Nische steht heute der ehemalige Wochenaltar (P. Dimmel, 1967/68), flankiert von barocken Figuren des hl. Joseph und hl. Johannes Nepomuk (18. Jh.). Darüber thront auf einer Granitkonsole eine Schutzmantelmadonna (14) aus Keramik, geschaffen vom Bildhauer Jakob Kopp im Jahr 1981, als sichtbares Zeichen der damaligen Pfarrmission. Im Westen ragt die Orgelempore in das Hauptschiff; sie teilt den Anbau von 1967 in zwei Geschoße, wobei das obere die 1969 von der Ober-österreichischen Orgelbauanstalt St. Florian erworbene, von Wilhelm Zika erbaute Orgel (17) trägt (II Manuale, 1984 auf 17 Register ergänzt). Im unteren Bereich wurde 2013 ein Raumteiler (16) angebracht, kunstvoll gefertigt aus nicht mehr liturgisch verwendeten Paramenten. Er lässt sich bei Bedarf wie ein Vorhang zur Seite schieben und gibt dann den Blick frei in den unteren Raum des Anbaues (24), der noch vier neugotische ehemalige Altarfiguren beherbergt (die heiligen Anna, Joachim, Leonhard, Sebastian, 1912). Angesichts der Gesamtlänge der Kirche von 40 Metern erweist sich dieser Raumteiler als ebenso funktional sinnvolle wie künstlerisch ansprechende Lösung.
Seitenschiff
An der östlichen Stirnseite präsentiert sich der würdig gestaltete Tabernakel (18) wiederum als Ergebnis einer Umgestaltung im Jahr 2013. Das bereits vorhandene Bronzegitter (von Peter Dimmel, 1967) umgibt nun ein farblich daran angeglichener, auf rotem Grund bronzierter und gebürsteter Holzrahmen. Die Konsolfigur von Gottvater darüber stand früher im Auszug des neugotischen Hochaltares, geschaffen 1892 von Ludwig Linzinger. Auf das Kirchenpatrozinium nimmt der obere Bogenteil im ersten Seitenfenster (19) Bezug: zwischen zwei stilisierten Schlüsseln steht eine Kirche auf einem von Wogen umspülten Fels, darüber die Worte „Du bist Petrus“.
Ebenfalls auf den hl. Petrus bezieht sich der mittlere Schlussstein (21) mit den gekreuzten Schlüsseln. Er stammt noch aus der spätgotischen Bauphase und trägt die Jahreszahl „1521“. Die entlang der Seitenschiffwand versetzt angebrachten Kreuzwegstationen (20) schnitzte Ludwig Linzinger als neugotische Halbreliefs im Jahr 1911. Im Eingangsbereich dient der ehemalige Taufstein von 1847 heute als Weihwasserbecken (22); die Konsolfigur des Guten Hirten (23) an der Westwand dahinter stand einst auf dem neugotischen Hochaltar (von Ludwig Linzinger, 1892).