Die Kirchen in Maria Pöllauberg: Die Wallfahrtskirche Mariä Geburt - Wallfahrt und Seelsorge

Die Seelsorge ist seit dem 14. Jahrhundert größtes Anliegen der Pfarrer von Pöllau. Selbst turbulente Zeiten können dem Wallfahrtswesen kein Ende setzen.

1707 wird das Ansuchen auf Pfarrgründung vom Seckauer Bischof Franz Anton Graf von Wagensberg positiv beschieden.

Wallfahrtskirche Aussenansicht

Anfänge im 14. Jahrhundert

Lehens- und Patronatsherr über die neue Kirche waren bis zur Gründung des Stiftes Pöllau 1504 die Pfarrer von Pöllau, die den Bau, die Ausstattung und die Erhaltung organisierten, aber auch für die seelsorgliche Betreuung der Kirche verantwortlich waren. Ein großer Förderer in beiderlei Hinsicht war Dietmar von Fladnitz, Pfarrer von Pöllau von 1370 bis 1384. Er stattete die neue Kirche mit Messbüchern, Kelchen und Messgewändern aus. 1374 erwarb er Besitzungen in Kleinschlag, die er für eine ständige Kaplanei mit täglicher Messe in der neuen Kirche stiftete. Der Bau des Kaplanshauses unterhalb der Kirche dürfte um 1375 initiiert worden sein. Der nun hier ständig stationierte Kaplan unterstand dem Pfarrer von Pöllau. Seine Aufgabe war die Wallfahrtsseelsorge. Der Bau einer derart großen Kirche lässt den Schluss zu, dass viele Wallfahrer auf den Pöllauberg kamen. Im 15. Jahrhundert war zeitweise sogar ein zweiter Kaplan in Pöllauberg stationiert. Vor allem an den Samstagen – die in der abendländischen Kirche der Gottesmutter Maria geweiht waren – wurde in der Kirche am Pöllauberg Gottesdienst gefeiert, weshalb der Berg im Mittelalter auch Samstagberg genannt wurde. Der wichtigste Wallfahrtstag war ursprünglich der „neue Samstag“. Es war dies der „Exaudi-Samstag“ nach Christi Himmelfahrt.

Weitere Entwicklung und barocke Wallfahrtsblüte

Mit der Stationierung eines ständigen Kaplans war eine Beschränkung auf die Samstage nicht mehr notwendig, jetzt wurden auch an anderen Tagen am Pöllauberg Gottesdienste gefeiert. 1504 wurde in Pöllau ein Augustiner Chorherrenstift gegründet. Die Pfarre Pöllau und damit auch die Wallfahrtskirche am Pöllauberg wurden nun diesem Stift inkorporiert. Doch in der Reformationszeit des 16. Jahrhunderts kam der Wallfahrerzustrom weitestgehend zum Erliegen. Der ständige Kaplan wurde abgezogen. Obwohl nach der katholischen Restauration seit dem frühen 17. Jahrhundert das Wallfahrtswesen wieder aufblühte, wurde die Kaplanei am Pöllauberg erst 1706 wieder ständig besetzt. In der Zeit davor hatten Chorherren des Stiftes Pöllau die Wallfahrtsseelsorge besorgt. Als Unterkunft der Geistlichkeit wurde das aus dem 14. Jahrhundert stammende Kaplanshaus im Jahre 1694 erweitert. Dieses Gebäude dient seit der Pfarrgründung im Jahre 1707 als Pfarrhof. Der wichtigste Festtag war vor und nach der Reformation das Kirchweihfest am Exaudisonntag. Am Samstag und Sonntag nach Christi Himmelfahrt pilgerten alljährlich Wallfahrergruppen aus 27 oststeirischen Pfarren hierher. Auch Wallfahrer aus Ungarn kamen nach Pöllauberg. Zwei große Wallfahrten wurden in den Pestjahren 1679 und 1713 gelobt. Die Hartberger gelobten 1679 eine jährliche Votivprozession. 1684 stifteten sie ein Votivbild, das sich heute in der Andachtskapelle befindet. Die Pfarre Pöllauberg selbst gelobte 1713 für die Verschonung vor der Pest fünf Prozessionen und widmete ebenfalls ein großes, heute in der Andachtskapelle befindliches Votivbild. In der Hochblüte des barocken Wallfahrtswesens zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte in Pöllauberg neben der Verehrung der Gottesmutter Maria auch die des hl. Patrizius eine gewisse Bedeutung, weshalb ihm ein eigener Altar gewidmet wurde.

Vom Josephinismus bis heute

Votivtafeln an der Rückseite des HochaltarsDie Zeit des josephinischen Staatskirchentums im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts bedeutete für das Wallfahrtswesen ganz allgemein und damit auch für Pöllauberg einen schweren Rückschlag. 1785 wurde zudem die Aufhebung des Stiftes Pöllau verfügt, deren Pröpste die Wallfahrt stets gefördert hatten. Erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts lebten einige traditionelle Prozessionen wieder auf, erreichten aber nicht mehr die barocken Ausmaße. Das Wallfahrtswesen erlebte erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder einen gewissen Aufschwung. 1950 wurde die Zahl der Wallfahrer auf 23.000 geschätzt. Durch den Ausbau der Straße und den zunehmenden Tourismus veränderte sich in den letzten Jahrzehnten der Charakter des Wallfahrens. Unter diesen neuen Voraussetzungen besuchten 1970 über 100.000 Menschen die Wallfahrtskirche Pöllauberg.

Die Pfarre Pöllauberg

Im Jahre 1706 war von Propst Ortenhofen die ständige Kaplanei wieder eingerichtet worden. Eine Voraussetzung dafür war bereits 1694 durch den Ausbau des Kaplanshauses geschaffen worden. Ziel dieser Maßnahmen war die Errichtung einer Pfarre in Pöllau-berg. Ein entsprechendes Ansuchen wurde vom Seckauer Bischof Franz Anton Graf von Wagensberg positiv beschieden. Die Festlegung der Pfarrgrenzen wurde dem Propst überlassen. Die Pfarrgründung wurde am 1. Jänner 1707 gefeiert, der Pfarrfriedhof am 8. Juni 1707 eingeweiht. Die neue Pfarre umfasste die zuvor zur Pfarre Pöllau gehörigen Gemeinden Oberneuberg, Unterneuberg und Zeil, wodurch die neue Pfarre recht nahe an Pöllau heranreichte. Im Zuge der josephinischen Pfarrregulierung wurden 1786 deshalb etwa 45 Häuser in Unterneuberg und Zeil wieder nach Pöllau eingepfarrt. Bis zur Aufhebung des Stiftes Pöllau 1785 unterstand die Pfarre Pöllauberg der Inkorporation und dem Patronat des Stiftes und als Pfarrer fungierten Pöllauer Chorherren. 1785 ging das Patronat auf die Staatsherrschaft Pöllau (bis 1960) über. Die Pfarrvorstehung haben seither Weltpriester inne. 2010 lebten rund 1550 Katholiken in der Pfarre Pöllauberg.