Die Kirchen von Nassereith und Dormitz: Wallfahrtskirche St. Nikolaus - Innenraum

Im Inneren ist die Kirche einheitlich barock geprägt und ausgestattet: Dazu zählen die eindrucksvollen Fresken, der Stuck, sowie die Altäre und die Kanzel; einzig nicht aus der Barockzeit sind die spätgotische Gnadenmutter am Hochaltar sowie ein Kruzifix.

Raumgestaltung

Man betritt die Kirche von Westen her durch das noch spätgotische, spitzbogige Hauptportal und steht zunächst unter der Orgelempore, deren Unterseite mit dem Motiv der Hl.-Geist-Taube bemalt ist. Das einschiffige vierjochige Langhaus mündet im Osten in das deutlich schmälere Presbyterium, in das unmittelbar hinter dem Chorbogen rechts die Sakristei und links ein weiterer Raum ein Stück hineinragen (hier ist an der Decke noch ein Fragment des spätgotischen Gewölbes mit den anlaufenden Rippen und einer zierlichen Laubwerkmalerei erhalten).

Raumeindruck: Stichkappengewölbe mit Stuck und Fresken, barocke Einrichtung

Blick zum HochaltarDen Raumeindruck prägt seit der Barockisierung das mit einem scharf geschnittenen Bandelwerk-Stuck und mit Fresken verzierte Stichkappengewölbe in Schiff und Chor. Es ruht auf schmalen Wandpfeilern mit Pilastern und Kompositkapitellen. Der Stuck setzt sich auch auf der ebenfalls freskierten Emporenbrüstung und den Umrahmungen der Apostelleuchter fort und bezieht mit der Kanzel sogar einen Einrichtungsgegenstand mit ein. Die ebenfalls in der Barockzeit bald nach Erbauung der Kirche entstandene Einrichtung fügt sich harmonisch zu einem Gesamtensemble. Von der früheren Ausstattung sind noch die Gnadenmadonna am Hochaltar sowie ein Kruzifix erhalten.

Fresken

Die Fresken schuf, wie die Signatur am großen Langhausfresko erweist, der Imster Maler Josef Jais im Jahr 1746.

Chor - Deckenfresko

Deckenfresko im Chor: Der hl. Nikolaus als Fürbitter vor MariaBeginnen wir im Chor beim großen Deckenfresko. Es zeigt den Kirchenpatron, den hl. Nikolaus als Fürbitter vor Maria. Drei Engel reichen seine Attribute Bischofsmütze, Stab und das Buch mit den drei Goldkugeln, während darunter Angehörige der unterschiedlichen gesellschaftlichen Stände, Arme und Kranke den Heiligen um Fürsprache anbeten. In kleinen Medaillons sind seitlich davon über dem Hochaltar die beiden Apostelfürsten Petrus (links, mit Schlüssel) und Paulus (rechts, mit Schwert) dargestellt. Die beiden großen Wandbilder seitlich zeigen links die Verkündigung an Maria und rechts ihre Vermählung mit dem hl. Joseph, der einen Blütenstab hält.

Langhaus - Deckenfresko

Deckenfresko im Langhaus: Maria ImmaculataBesonders eindrucksvoll ist das große Deckenfresko im Kirchenschiff (signiert und datiert: „Josef Jais pinxit 1746“). Es zeigt, unter dem Symbol der Heiligsten Dreifaltigkeit, Maria als die von der Erbsünde befreite Immaculata, die der Schlange den Kopf zertritt. Darunter sind, farbenprächtig und exotisch, die personifizierten vier Erdteile dargestellt, wie es den damaligen Vorstellungen entsprach. Links Amerika und Europa, rechts Afrika und Asien. Seitliche Medaillons: Die seitlichen Medaillons in den Stichkappen stellen verschiedene Heilige dar: zunächst am Chorbogen zwei Engel mit der lateinischen Einladung „Kommt und seht“; es folgen die heiligen Johannes der Täufer (links, mit Lamm) und Johannes der Evangelist (mit Adler), dann die beiden in Tirol von der ländlichen Bevölkerung stark verehrten Isidor von Madrid (links, mit Schaufel und Rechen) und Notburga von Rattenberg (rechts, mit Getreidegarben und dem Hinweis auf das Sichelwunder), und schließlich über der Empore die heiligen Franz Xaver (Mission und Taufe) und Joseph (Blütenzweige und Zimmermannsaxt). An der Emporenbrüstung sind die heiligen Florian (Feuerpatron), Agnes (Lamm) und Sebastian (Pfeile) zu erkennen.

Fresko über der Orgel

Fresko über der Orgel: Errettung des Kindes durch den hl. NikolausDas Fresko über der Orgel zeigt die Errettung des Kindes durch den hl. Nikolaus. Man sieht die Szene, wie der Heilige den von heidnischen Fürsten geraubten Knaben Adeodatus, der diese gerade beim Festmahl bedienen muss, aus der Luft holt und den Eltern zurück bringt.

Einrichtung

Hochaltar

Spätgotische Gnadenmutter mit dem Kind, 15. Jahrhundert, am HochaltarDer prunkvolle Hochaltar mit seinem mehrsäuligen Aufbau birgt noch die spätgotische Gnadenmuttergottes mit dem Kind (15. Jh.), die nun auch im barocken Altar einen Ehrenplatz mit begleitenden Engeln und Strahlenkranz erhalten hat und so die Kontinuität der Marienwallfahrt bezeugt. Sie begann einst, als das Mariengnadenbild ein ursprüngliches Nikolausbild am gotischen Altar verdrängte und lebte in der Barockzeit wieder auf, als ganze Ortschaften des Außerfern jährliche Wallfahrten nach Dormitz gelobten. Auch als Hochzeitskirche war und ist das Dormitzer Gotteshaus sehr beliebt.

Die Seitenfiguren

Der Kirchenpatron St. Nikolaus ist nun als linke Seitenfigur dargestellt, wobei ein Putto die Attribute Bischofsstab und -mütze sowie das Buch mit den drei Goldkugeln bereit hält. Rechts gegenüber der hl. Apostel Jakobus der Ältere mit dem Pilgerstab, dem wiederum ein Putto weitere Pilgerrattribute reicht. Im baldachinartigen Altarauszug thront Gottvater über der Heilig-Geist-Taube, Engel bevölkern den vorschwingenden Giebel und seine seitlichen Voluten. Alle diese barocken Schnitzwerke sind frühe Arbeiten des Imster Bildschnitzers Josef Georg Witwer, dem auch die zierliche Kreuzigungsgruppe in der Tabernakelnische zuzuweisen ist.

Chorwand

Bild der Kreuzabnahme und Beweinung Christi (1621), linke ChorwandAn der linken Chorwand hängt ein qualitätvolles barockes Bild der Kreuzabnahme und Beweinung Christi des Imster Malers Jakob Heel aus dem Jahr 1621.

Seitenaltäre

Deutlich schlichter als der Hochaltar sind die beiden barocken Seitenaltäre. Der linke Seitenaltar zeigt am später entstandenen Altarbild von Joseph Arnold (um 1860) den hl. Johannes Nepomuk als Kleriker im Gebet. Zwei Engel mit Märtyrerpalme und Schweigegestus verweisen auf das Martyrium des böhmischen Heiligen, das mit seiner konsequenten Wahrung des Beichtgeheimnisses in Zusammenhang steht. Das Oberbild zeigt den hl. Stanislaus Kostka. Der rechte Seitenaltar besitzt den gleichen Aufbau und zeigt das Bild der hl. Katharina von J. Arnold; am Oberbild hl. Franz Xaver.

Kanzel

Die im Zusammenhang mit der reichen Stuckierung der Kirche bereits erwähnte Kanzel stammt aus der Zeit um 1750 und zeigt am Schalldeckel Putten sowie zuoberst einen Strahlenkranz mit dem Auge Gottes.