Die Kirchen von Nassereith und Dormitz: Kirche zu den Hl. Drei Königen
Der heutige Kirchenbau ist neuromanisch (Mitte 19. Jh.), doch schon für das 15. Jahrhundert ist eine Kapelle bezeugt.
In der Zwischenzeit waren eine gotische und eine barocke Kirche entstanden – von letzterer sind Sakristei, Turm, sowie eine Glocke erhalten. Ebenso erhalten ist das Wohnhaus einer berühmten Nassereither Bildhauer- und Mesnerfamilie gegenüber der Kirche.
Der lange Weg zur eigenständigen Pfarre
Kirchlich gehörte Nassereith über viele Jahrhunderte zur Großpfarre Imst. Die ersten urkundlichen Nachrichten zur Filiale Nassereith stammen erst aus dem 15. Jahrhundert: 1426 wird für die Drei-Königs-Kapelle in „Nazare“ ein Ablass erteilt, 1431 erfolgt die Stiftung einer Kaplanei in „Nazareid“. 1687 wurde zur Entlastung des Kuraten ein eigenes Frühmessbenefizium gestiftet; eine weitere Priesterstelle (Kooperator) wurde im Jahr 1800 geschaffen. Wie viele einst einer Mutterpfarre untergeordneten Tiroler Orte wurde auch Nassereith im Jahr 1891 zur eigenständigen Pfarre erhoben.
Von einer Kapelle zur barocken Kirche
1436 wurde nach dem Abriss der baufälligen Kapelle ein weiterer Ablass gewährt, der den Bau der spätgotischen Kirche ermöglichen sollte. Diese musste dann um 1500 aufgrund der Bevölkerungszunahme und des rasch steigenden Verkehrsaufkommens abermals vergrößert werden. Der Bau dürfte von einem Meister der Imster Bauhütte vor 1507 fertig gestellt worden sein. Der damals angefertigte Taufstein verweist auch auf die erweiterten, nun schon pfarrähnlichen seelsorglichen Aufgaben der Nassereither Kirche. 1698 konnte die wegen Baufälligkeit und Platzmangels neu und größer errichtete barocke Kirche geweiht werden. Nach dem Einsturz des noch in Bau befindlichen Turmes im Jahr 1699 (Ölbild in der Sakristei) wurde dieser in der bestehenden Form erneuert.
Der heutige Kirchenbau
Diese barocke Kirche ersetzte man 1846/47 schließlich durch den heutigen neuromanischen Kirchenbau, errichtet vom Baumeister Kranewitter nach Plänen des Nassereithers Josef Falbesoner. Vom Barockbau übernommen wurden die Sakristei (heutige „alte Sakristei“ nördlich des Presbyteriums) und der charakteristische Turm mit seinem achteckigen Obergeschoß und der Zwiebelhaube mit Laterne. 1989 wurde die Kirche renoviert. Dabei wurden auch die Wand- und Deckenbilder freigelegt, die 1948 komplett übermalt worden waren. Auch der Hochaltar erhielt seine ursprüngliche Farbe zurück.
Die Glocken – Sterbeglocke und Salve-Regina-Geläute
Vom alten Geläute erhalten ist noch die Sterbeglocke von 1703, gestiftet von Katharina Sterzinger. Die übrigen vier Glocken stammen aus der Nachkriegszeit, gegossen im Jahr 1948 durch die Fa. Franz Oberascher in Salzburg als Salve-Regina-Geläute (E gis H cis):
- Patronatsglocke zu den hll. Drei Königen (Ton E, 1040 kg, mit Bild Herz Jesu)
- Marien-Glocke (Ton gis, 520 kg, mit Bild Mariahilf)
- Glocke der Heimkehrer (Ton H, 320 kg, mit Bild St. Barbara)
- Heldenglocke der Gefallenen (Ton cis, 220 kg, mit Bild Posaunenengel)
Wohnhaus der Nassereither Künstler- und Mesnerfamilie Falbesoner
In der Schulgasse 39, schräg gegenüber vom Kirchenportal, steht noch das Wohnhaus der bekannten Nassereither Künstler- und Mesnerfamilie Falbesoner. Eine Gedenktafel erinnert an ihre bekanntesten Mitglieder: den Bildhauer Martin Falbesoner (1726–1815), dessen Sohn Josef Falbesoner (1767–1848; in der Sakristei der Pfarrkirche wird ein von ihm geschaffenes Kruzifix aufbewahrt), der sich nicht nur als Bildhauer, Altar- und Kirchenbauer, sondern auch als Schützenhauptmann und Festungsbaumeister einen Namen machte, sowie an dessen Sohn, den Brückenbaumeister Ignaz Falbesoner (1808–1881), der wie seine Vorfahren auch als Bildhauer und Kirchenmesner tätig war. Von Martin Falbesoner stammen vermutlich auch die geschnitzten Figuren der wertvollen alten Nassereither Kirchenkrippe.