Die Kirchen von Vils in Tirol: Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt - Baugeschichte
Archäologische Untersuchungen können zwei Vorgängerbauten, einen frühgotischen Bau und einen spätgotischen Nachfolgebau, bestätigen.
1709 wird mit dem barocken Neubau begonnen, dem im Laufe der Zeit Erweiterungen folgen. So die Stuckierung, der Einbau des Chorgestühls und um 1730/40 das Deckenbild im Chor. 2009 erfolgt die sensible Außenrenovierung mit Wiederherstellung der ursprünglichen Farbfassung nach Originalbefunden.
Die heutige barocke Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt besaß zwei Vorgängerbauten am selben Platz. Nach Grabungsbefunden im Chor existierte in Vils bereits im Hochmittelalter eine aus Stein errichtete und mit Wandmalereien geschmückte Kirche, deren Chor eine Krypta für die Grablege der Hohen-egger enthielt. Das für die Katharinenkapelle belegte Weihedatum 1479 steht möglicherweise im Zusammenhang mit dem spätgotischen Neubau, der u. a. einen rippengewölbten Chor aufwies. Wichtige neue Erkenntnisse zur Baugeschichte brachte eine 2002 durchgeführte archäologische Untersuchung. So konnten die beiden Vorgängerbauten bestätigt werden: ein frühgotischer Bau aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts sowie ein spätgotischer Nachfolgebau aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der gegenüber der heutigen Kirche etwas schmälere frühgotische Bau besaß bereits einen polygonal geschlossenen, etwas eingezogenen Chor mit äußeren Strebepfeilern; das Langhaus war etwa um ein Drittel kürzer als heute. Dem spätgotischen Nachfolgebau ging offenbar ein Kirchenbrand in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts voraus. Im Bereich der südlichen Chor- und Langhauswand sowie der im Kern ebenfalls spätgotischen Katharinenkapelle wurden beim barocken Neubau spätgotische Fundamente wiederverwendet. Außerdem bestand offenbar schon in der Spätgotik eine Verbindung zwischen Langhaus und Katharinenkapelle. Beim Stadtbrand von 1673 wurde die Kirche wohl nicht wesentlich in Mitleidenschaft gezogen; für das Jahr 1697 ist eine Dachreparatur belegt. Schon damals drängte man auf die Errichtung eines neuen Gotteshauses.
Erst im Frühjahr 1709 konnte unter Pfarrer Anton Ulrich Gstöll mit einem barocken Neubau begonnen werden, dem wohl Entwürfe des Füssener Klosterbaumeisters JOHANN JAKOB HERKOMER zugrunde lagen. Noch im selben Jahr war der Rohbau vollendet, in den wesentliche Teile der gotischen Chorpartie und der bisherigen Ausstattung übernommen wurden. Dabei verlegte man den erst 1714 vollends aufgeführten Kirchturm auf die Südseite des Langhauses und verband die Katharinenkapelle durch eine große Arkade mit dem Langhaus. Zwischen 1710 und 1714 erfolgten die Stuckierung durch den Augs-burger Stuckator MATTHIAS LOTTERund der Einbau eines Chorgestühls. Am 21. April 1714 konsekrierte der Augsburger Weihbischof und Generalvikar Kasimir Röls die barocke Pfarrkirche. Erst 1727 kam die Orgel hinzu, die vom Kloster Füssen bezahlt wurde. 1730/1740 entstand das Deckenbild im Chor. Nach einer Neueindeckung des Daches 1747 und umfangreichen Reparaturen 1869 betrafen die Restaurierungen von 1888/1889 vor allem die farbliche Hervorhebung der Stuckdekoration. Im Zuge der Renovierung der Erdbebenschäden von 1930 wurden 1931 die Positionen der Seitenaltäre am Chorbogen vertauscht. Die bislang letzte Innenrenovierung wurde 2002/03 durchgeführt; 2009 folgte eine Außenrenovierung mit Wiederherstellung der ursprünglichen Farbfassung nach Originalbefunden.