Die Kirchen des Thierseetals: Pfarrkirche Mariahilf in Landl
Das Patrozinium „Maria Hilfe der Christen“ (Fest am 24. Mai) hat die Kirche im hinteren Teil des Thierseetales von der älteren Mariahilfkapelle am Klausbach übernommen, in der bis 1795 die Gottesdienste gefeiert wurden.
Zur Baugeschichte
Die Pfarrkirche zu Landl im hinteren Teil des Thierseetales wurde in den Jahren 1794/95 nach Plänen des Kufsteiner Baumeisters FRANZ POCK errichtet. Erst wenige Jahre vorher hatte der Ort eine eigene Kaplanei erhalten. Bis 1795 wurden die Gottesdienste in der etwa 100 Jahre älteren Mariahilfkapelle am Klausbach gehalten. Die feierliche Einweihung der neuen Pfarrkirche mit dem selben Patrozinium wie die Kapelle erfolgte erst im Jahr 1824 durch den Salzburger Erzbischof Augustin Gruber, dessen väterliche Vorfahren aus Thiersee stammten. Die Kirche wurde 1972 außen und 1984/85 innen renoviert; im Jahr 2013 konnte die Sakristei mit ihrer Einrichtung komplett erneuert werden.
Fassade
Das äußere Erscheinungsbild der Kirche, an die südöstlich eine zweigeschoßige Sakristei angebaut ist, prägt die in der Mitte leicht vorspringende Westfassade, in die der Turm mit seiner zierlichen Zwiebelhaube integriert ist. Das Mariahilf-Bild schuf im Jahr 1935 der Maler RAFAEL THALER.
Innenraum und Fresken
Den einschiffigen Kirchenraum prägen die noch an spätbarocke Maltradition anknüpfenden Deckenbilder mit klassizistischem Rahmendekor, welche die Flachtonnengewölbe in Langhaus und Chor überziehen. Es sind Werke des Kufsteiner Malers SEBASTIAN ANTON DEFREGGER (1784–1853), der darüber hinaus auch die Altarbilder schuf und als Bildhauer an der figuralen Ausstattung beteiligt war. Das Deckenfresko im Chor stellt die Geburt Mariens dar, umgeben von den vier Evangelisten in den kleineren Medaillons. Das Thema des zentralen Deckenbildes im Langhaus ist die Aufnahme Mariens in den Himmel (Himmelfahrt), wobei die seitlichen Pyramiden die Signatur des Malers und die Datierung „1817“ enthalten. Dazwischen umgeben die vom Geschehen staunend ergriffenen Apostel das leere Grab der Gottesmutter. Die vier Szenen der seitlichen Zwickelbilder zeigen Maria Verkündigung, die Engelserscheinung im Traum des hl. Joseph, die Anbetung der Hirten und die Anbetung der Könige. Am Deckenbild über der Orgelempore ist über der heimischen Landschaft ein Heiligen- und Engelsreigen um die als Himmelskönigin und Beschützerin Landls dargestellte Gottesmutter zu erkennen, im einzelnen die hll. Johannes der Täufer, Joseph, Leonhard, Vinzenz und Magdalena. Die seitlichen Medaillons zeigen den Schutzengel und die Opferung Isaaks.
Hochaltar
Zur einheitlichen Raumwirkung trägt auch der seltene Umstand bei, dass mit SEBASTIAN ANTON DEFREGGER hier ein einziger Künstler nach der Fertigstellung der Fresken in den Jahren 1818/1819 auch die gesamte Einrichtung lieferte, wohl unter Beteiligung der beiden Kunsttischler JOSEF GABRIEL und NIKOLAUS BICHLER. Der stattliche viersäulige Aufbau im Stil des ausklingenden Rokoko birgt in der Mitte das Altarbild mit dem Motiv des Kirchenpatroziniums: das von Engeln getragene Bild der Mariahilf-Madonna. Es wird begleitet von den Statuen der Apostelfürsten Petrus und Paulus zwischen den Säulen sowie von Anna und Joachim, den Eltern Mariens, über den Opfergangportalen. Im Auszug thront die Heiligste Dreifaltigkeit.
Seitenaltäre
Ähnlich im Aufbau, nur wenig schlichter als der Hochaltar, sind die beiden Seitenaltäre. Am linken Altar begleiten das Kreuzigungsbild Statuen der beiden Wetterheiligen Johannes und Paulus sowie des hl. Vinzenz von Saragossa (Patron der Holzknechte). Am rechten Altar zeigt das Bild die Taufe Jesu, umgeben von Statuen der heiligen Bischöfe Nikolaus und Sylvester bzw. des hl. Leonhard im Auszug. Bei der Wahl all dieser Heiligen als in der Kirche dargestellte Fürbitter spiegeln sich elementare Anliegen der örtlichen Bevölkerung wider: Bei den Bauern stand die Sorge um gutes Erntewetter sowie um Hof und Vieh im Vordergrund, während die Fuhr- und Wirtsleute den auch als Patron der Reisenden verehrten heiligen Nikolaus um Fürsprache baten.
Sonstige Einrichtung
Jüngeren Datums als die Altäre sind die beiden Konsolfiguren von Herz-Jesu und des hl. Antonius von Padua (19. Jh.). Noch von SEBASTIAN ANTON DEFREGGER stammen dagegen die Kreuzgruppe mit der Schmerzhaften Muttergottes, die thronende Madonna mit dem Jesuskind sowie der Kreuzweg mit seinen klassizistischen Rahmen. Kirchengestühl und Volksaltar kamen im Jahr 1970 in die Kirche.
Mariahilfkapelle
Die südöstlich der Pfarrkirche jenseits des Klausbaches gelegene Kapelle entstand 1685/86, der Legende nach als Dankesgabe eines Grafen Fieger von Hirschberg, der hier nur knapp einem Sturz vom Pferd entgangen und dafür den Bau einer Kirche gelobt haben soll. Die mit der Ausführung beauftragten örtlichen Handwerker sollen aber den finanziellen Möglichkeiten des Stifters misstraut und daher nur eine kleine Kapelle errichtet haben, die 1731 in der heutigen Form erweitert wurde. Damals ließ der Thierseer Vikar Johann Käffl auch das Mariahilf-Bild am Altar aufstellen. Als sich daraufhin eine zunehmende Wallfahrt entwickelte, musste der Kapelle ein hölzerner Anbau vorgesetzt werden, der aber nach dem Bau der großen Kirche wieder entfernt wurde. In den Nischen seitlich des Altarbildes stehen Statuen der heiligen Johannes Nepomuk und Antonius von Padua. Die einst zahlreich an den Wänden der Kapelle angebrachten Votivtafeln sowie nicht mehr benötigte Krücken zeugten von auffälligen Gebetserhörungen; heute gibt es nur noch einzelne lokale Bittgänge zur Landler Mariahilfkapelle.