Die Kirchen des Thierseetals: Pfarrkirche hl. Nikolaus

Die bereits 1315 erwähnte, damals angeblich dem hl. Ruger bzw. Rudolf geweihte Kirche geht in ihrer heutigen Form auf einen weitgehenden Neubau aus dem Jahr 1684 zurück.

Zur Baugeschichte

Pfarrkirche St. Nikolaus in HinterthierseeAus spätgotischer Zeit stammt im Kern noch der 1852/54 erneuerte Turm, der aus Tuffquadern aufgemauert und mit einem Spitzhelm versehen ist. Als er bei Umbauarbeiten im Jahr 1849 einstürzte, wurde die früher unter dem Altar austretende Quelle, der man besonders in den Pestzeiten des 17. Jahrhunderts große Heilkraft nachsagte, verschüttet. Sie konnte zwar später wiederentdeckt und neu gefasst werden, das einstige Mirakel vom Wunderbrunnen geriet aber in Vergessenheit. Auch in dieser Kirche gab es im Lauf der Zeit verschiedene Ausstattungsphasen. So wurden Teile der neuromanisch-historistischen Einrichtung um 1965/66 bei einer dem damaligen Zeitgeist folgenden Umgestaltung entfernt, darunter der Hochaltar, den man durch eine vergoldete Reliefwand als Hintergrund für das noch erhaltene Kruzifix ersetzte. Damals kamen auch der Volksaltar sowie Ambo und Tabernakel in die Kirche.

Die jüngsten Renovierungsarbeiten wurden 2013/14 durchgeführt. Zunächst revidierte man bei der Innenrenovierung einige der in den 1960er Jahren ausgeführten Maßnahmen und rückte das frühere Hochaltarbild wieder ins Apsiszentrum; die Orgelempore wurde zum Kirchenschiff hin erweitert, der Deckenstuck im Chor nach dem Vorbild des erhaltenen Langhausstucks ergänzt bzw. erneuert. Im Folgejahr bekamen im Zuge der Außenrenovierung das Satteldach sowie das Eingangsvordach eine neue Schindelbedachung, auch der Spitzhelm des Turmes wurde saniert. Über dem Westportal steht eine Statue des heiligen Nikolaus.

Innenraum

Blick in den Altarraum der Pfarrkirche St. NikolausAn das vierjochige Langhaus schließt sich, durch den Chorbogen getrennt, der im flachen Achteck endende Altarraum an. Flache Wandpfeiler tragen die Stichkappentonne des Gewölbes, das in reizvollem Dekor Stuckfelder mit Kreisen, Rechtecken und Vierpassformen, bereichert durch Rosetten und Cherubsköpfchen, besitzt. Diese barocken Bau- und Zierformen aus der Zeit um 1684 weisen darauf hin, dass die Kirche von einem Meister der Schlierseer Bauschule errichtet worden sein könnte, etwa von Georg Zwerger, der auch im nahen Brandenberg und im bayerischen Inntal tätig war.

 Hochaltar

Hl. Nikolaus, Hochaltarbild in der Pfarrkirche St. NikolausDas vom ehemaligen neuromanischen Hochaltar stammende Bild der Glorie des hl. Bischofs Nikolaus, der die rechte Hand zum Segensgestus erhoben hat, flankieren die früheren Hochaltarfiguren der heiligen Apostelfürsten Petrus (Schlüssel) und Paulus (Schwert). Das Bild entstand 1858 und ist ein Werk des fränkischen Malers MICHAEL WERNER, der auch für die Kirche in Vorderthiersee ein Margarethenbild schuf. Die den Hochaltar begleitenden Glasmalereien (Tiroler Glasmalereianstalt, um 1925) erinnern mit ihren Heiligenmotiven an die historische Diözesanzugehörigkeit der Region: während das nördliche Fenster den hl. Korbinian mit dem Bären als Patron des Erzbistums München und Freising darstellt, ist am rechten Fenster der hl. Rupert mit dem Salzfass als Salzburger Diözesanpatron zu erkennen.

Weitere Ausstattung

Die beiden Konsolfiguren der Maria Immaculata und des hl. Aloisius sind aus der Einrichtung des 19. Jahrhunderts übernommen, während das Kruzifix noch aus frühbarocker Zeit stammt (1. Hälfte 17. Jh.). Die Rahmen der Kreuzwegstationen wurden bei einer früheren Renovierung erneuert. An der Orgelempore sind vergoldete Reliefs der früheren barocken Kanzel aus der Zeit um 1750 angebracht: in der Mitte der segnende Christus Salvator, begleitet von den Kirchenvätern Ambrosius, Hieronymus als Eremit (Totenkopf), Gregor der Große (Tiara) und Augustinus (Kind mit Löffel); die Orgel wurde im Jahr 1983 erneuert. Vom Maler des Hochaltarbildes stammt auch das Gemälde der Schmerzhaften Muttergottes mit den Leidenswerkzeugen Christi an der rechten Seitenwand im Altarraum. Besonders eindrucksvoll wirkt hier das äußerst realistisch gemalte Antlitz der von Schmerz und Trauer um ihren am Kreuz gestorbenen Sohn gezeichneten „Tränenmutter“.