Die Kirchen von St. Michael im Lungau: Filialkirche St. Ägidi

Der schlichte, von einer Quadermalerei verzierte Bau besitzt einen massiven Ostturm mit Zwiebelhaube und ist dem südfranzösischen Abt Ägidius gewidmet. Östlich der Kirche steht eine barocke Kalvarienbergkapelle mit Kreuzigungsgruppe.

Fillialkirche St. Ägidi

Westlich von St. Michael liegt weithin sichtbar in einsamer Lage am Südhang des Speierecks die Filial- und ehemalige Wallfahrtskirche St. Ägidi.

Zur Geschichte

Urkundlich erstmals im Jahr 1278 erwähnt, entstand sie vermutlich als Eigenkirche der Herren von Weißpriach, auf deren Besitz der Name des nahen Bauerngutes „Burgstall“ noch hinweist. Gewidmet ist die Kirche dem südfranzösischen Abt Ägidius, dem einzigen Nichtmärtyrer unter den Vierzehn Nothelfern, der besonders in wald- und wasserreichen Gebieten verehrt wurde. Die Kirche wurde erst in der späten Barockzeit zum Gnadenort. Davon zeugten verschiedene Votivbilder, darunter eines von 1757. Heute ist die Wallfahrt längst wieder erloschen.

Außenbau und Kalvarienberg

Der schlichte, von einer Quadermalerei verzierte Bau mit dem masssiven Ostturm, der 1708 seine barocke Zwiebelhaube erhielt, ist im Kern noch eine romanische Chorturmkirche. Östlich der Kirche steht eine barocke Kalvarienbergkapelle (1706) mit Kreuzigungsgruppe und Schächern; GREGOR IV. LEDERWASCH schmückte sie 1761 mit einer Hintergrundmalerei.

Innenraum und Einrichtung

Fillialkirche St. Ägidi Fresko des hl. Christophorus in der SakristeiDie 1650 teilweise umgebaute und dabei nach Norden erweiterte Kirche zeigt im Kirchenschiff eine flache barocke Stuckdecke. Der links neben dem Chorbogen aufgestellte barocke Hochaltar stammt aus der Zeit um 1720. Jüngeren Datums ist das historistische Altarbild mit der Darstellung des Kirchenpatrones St. Ägidius, eine Arbeit des Salzburger Malers SEBASTIAN STIEF aus dem Jahr 1883. Zum barocken Bestand gehören noch die beiden Figuren der hll. Georg und Florian, der reichgeschnitzte Tabernakel, die Figuren im Aufsatz sowie das Oberbild des hl. Leonhard als Gefangenenpatron. Die barocke Kanzel ziert am Schalldeckel der eucharistische Pelikan. Eine Konsolfigur des hl. Leonhard, ein Marienbild in der Art des Gnadenbildes von Maria Plain bei Salzburg, ein zierliches Kruzifix über dem Chorbogen, ein großformatiges Ölgemälde der Maria Immaculata sowie weitere Bilder vervollständigen die Ausstattung.

Die heute im Chor (Josephskapelle) aufgestellte barocke Kreuzigungsgruppe stand früher in der Annakapelle in St. Martin. Ein interessantes gotisches Fresko mit der überlebensgroßen Darstellung des hl. Christophorus aus der Zeit um 1400 entdeckte man im Jahr 1968 unter dem Sakristeidach, das erst im Jahr 1650 angebracht wurde.

Fillialkirche St. Ägidi Innenraum