Die Kirchen von Kuchl: Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt - Rundgang

Der vom baugeschichtlichen Verständnis her beste Eindruck ergibt sich beim Betreten der Kirche durch das Turmportal.

Pfarrkirche: Blick zum Chor

Der Kirchenraum

Noch vom spätromanischen Vorgängerbau erhalten ist das rundbogige Westportal sowie im Kern auch die Turmvorhalle. Zwar ist das ursprünglich vermutlich bemalte oder mit einem Relief versehene Giebelfeld heute schmucklos, aber im gekehlten Rundbogen haben sich noch Reste von ornamentaler Malerei erhalten; an der Unterseite sind zwischen Blättern in Halbkreisen die Heilig-Geist-Taube und einige Büsten, vielleicht Prophetenköpfe, zu erkennen. Rechts davon ist die fragmentarische Wandmalerei einer weiblichen Heiligen sichtbar. In die Seitenwände eingelassen sind Grabdenkmäler aus dem 17. Jahrhundert sowie rechts die ganzfigurige spätgotische Reliefplatte für Wolfgang Panichner († 1507).

Nach Betreten des eigentlichen Kirchenraumes steht man zunächst unter der Westempore und blickt ins zweijochige, breite Hauptschiff, das ein Triumphbogen vom zweijochigen Chorbereich mit Apsis abtrennt. Dieser von einer Rautenstern-Figuration überwölbte Raumteil wirkt wie eine Art bergender Baldachin über dem liturgischen Hauptgeschehen. Wiederum unterschiedliche Gewölbeformen zeigen die schmalen und niedrigeren Seitenschiffe, die sich auch im Außenbau vom überhöhten Mittelschiff absetzen und als eigenständige Raumteile wahrgenommen werden (Sakristei im nördlichen Seitenchor). Die beiden Seitenportale sind spätgotisch, wobei jenes zum Markt hin aus rotem Adneter Marmor gefertigt ist. Beim Blick zurück zur Westempore, deren Netzrippengewölbe auf teilweise gedrehten, schlanken Marmorsäulen ruht, fallen auch die eingeknickten Fronten der Maßwerkbrüstung auf – sie sind typisch für den spätgotischen „Hang zur Brechung und Biegung aller Bauteile“ (J. Apfelthaler). Die Orgel baute FRANZ MAURACHER im Jahr 1902; sie wurde 1978 durch die Salzburger Orgelbaufirma Fritz Mertel generalsaniert.

Blick zur Westempore

Hochaltar

Der Hochaltar geht in seiner heutigen Zusammenstellung weitgehend auf die Kirchenrenovierung von 1955 zurück. Damals fertigte der Tischler ADAM SIEBERER den Tabernakel nach dem Vorbild des barocken Originals in der Pfarrkirche von Bad Hofgastein; die vier Apostelfiguren in den Nischen schnitzte der Halleiner Bildhauer Prof. JAKOB ADLHART nach den barocken Statuetten in der Kapelle von Obertauern. Darüber schwebt, von einer 2009 durch JOSEF ZENZMAIER ergänzten Mandorla (mandelförmige Glorie um eine Figur) umgeben, die um 1730 von PAUL MÖDLHAMMER geschaffene Madonnenstatue; sie wurde 1955 ebenso angekauft wie die Konsolfiguren der hll. Cäcilia und Ambrosius (1. Hälfte 18. Jh.; erhöhte Aufstellung 1998, die neuen Konsolen aber erst aus dem Jahr 2009) sowie die aus Unterloiben/NÖ stammenden Anbetungsengel.

Figurengruppe Hl. Dreifaltigkeit

Die Hochaltar-Szenerie wird gerahmt von der Figurengruppe der Heiligsten Dreifaltigkeit: seitlich Gottvater und Gottsohn (aus Maria Kirchental, 1745 geschnitzt vonSEBASTIAN EBERL aus Neumarkt, gefasst von JOSEPH ANDRÄ EISL), darüber die Taube des Heiligen Geistes (Ergänzung aus der Werkstatt des JAKOB ADLHART). Die barocken Kreuzwegstationen kommen aus der ehemaligen Augustinerchorherren-Stiftskirche in Suben am Inn/OÖ.

Der Hochaltarraum

HochaltarraumViele Elemente aus unterschiedlichen Zeiten sollten bei der Altarraumgestaltung von 2009 miteinander in Beziehung gesetzt werden. So ist die Statue der Muttergottes mit Kind vor den Marienfenstern jetzt von einer dynamisch starken Mandorla umfasst, die an lebendiges Ast- und Rankenwerk erinnern kann. Maria trägt ja in ihrem Arm den von Jesaja verheißenen Messias: „Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“ (Jes 11,1) Die jetzt erhöht aufgestellten Statuen der hl. Cäcilia als Patronin der Kirchenmusik (Gedenktag 22. November) und des hl. Ambrosius als Vater des Kirchengesanges (Gedenktag 7. Dezember) bilden mit den Engeln am Zelebrationsaltar einen sinfonischen Chor des Gotteslobes.

Zelebrationsaltar

Als zentrales Element des Altarraumes schuf JOSEF ZENZMAIER 2009 den Volksaltar. Bewusst wählte er die klassische Form eines steinernen Tisches, wobei die Mensaplatte aus Untersberger Marmor das Profil der gotischen Kanzel aufnimmt und die vier Säulen mit der Pfeilerarchitektur des Kirchenraumes korrespondieren. Die Plattenkonstruktion unter der Mensa besteht aus Adneter Rotscheckmarmor. Von Prof. Zenzmaier stammt auch der Ambo als Tisch des Wortes, dessen formale Elemente an ein Buch und eine Schriftrolle erinnern sollen.

Zelebrationsaltar

Der Zelebrationsaltar

„Dieser Altar sei für immer der Tisch des Herrn, an dem dein Volk gestärkt wird im heiligen Mahle. Dieser Altar sei uns ein Bild des Herrn Jesus Christus, aus dessen geöffneter Seite im Wasser und im Blut die Sakramente der Kirche hervorgehen…“  So heißt es im Gebet zur Weihe des Altares. Auch der Kuchler Altar ist ganz Tisch und zugleich Symbol für Christus und das Heilsgeschehen. Die Engel erinnern an die Tempelvision des Jesaja (Jes 6,1-6) und sagen: Hier ist Gott nahe, erfahrbar, spürbar in Brot und Wein. Engel sind auch die ersten Verkünder der Auferstehung Christi (vgl. Mt  28,1-8). Daran erinnert der offene Spalt im Sockel des Altars. Das Tor zum Leben ist offen, Leben und Hoffnung strömt dem Menschen im Kirchenraum entgegen, spürbar in den Sakramenten, die hier gefeiert werden.

Farbglasfenster

Die farbigen Scheiben der drei Apsisfenster sind Werke von JOSEF WIDMOSERaus dem Jahr 1955. Die einzelnen Szenen zeigen: links die Verkündigung an Maria, die Heilige Familie und die Predigt mit Taufhandlung des hl. Severin, in der Mitte den Tod Mariens und ihre Aufnahme in den Himmel, rechts die Hochzeit von Kana, die Kreuzigung und Maria als Schutzpatronin von Kuchl.

Konsolfiguren hll. Martin, Wolfgang

Die beiden großen barocken Konsolstatuen an den östlichen Scheidbögen zwischen Chor und Seitenschiffen stellen links den hl. Bischof Martin mit seinen Attributen Buch und Gans, rechts gegenüber den hl. Bischof Wolfgang mit der Axt dar.

Linker Seitenaltar

Linker SeitenaltarAus der ehemaligen Bürglsteinkapelle des Salzburger Schlosses Arenberg stammt der um 1630/40 errichtete Seitenaltar (dat. „1641“). Etwas jünger als der Aufbau mit den zugehörigen Statuen der hll. Franziskus und Klara von Assisi ist das Altarblatt mit der in den Himmel auffahrenden Muttergottes (18. Jh.). Den Altar krönt die Statue des Auferstandenen. Rechts daneben steht die um 1650 von der Kuchler Rosenkranzbruderschaft gestiftete wertvolle, reich bekleidete Tragefigur der Muttergottes, 1996 bei einem Brandanschlag beschädigt und anschließend renoviert. Die Statue links vom Altar zeigt den hl. Joseph mit dem Jesusknaben.

Spätgotisches Kreuzigungsrelief

Von hoher bildhauerischer Qualität ist das im linken Seitenschiff angebrachte Grabdenkmal für Wolfgang Panichner, Pfleger zu Golling. Um 1500 noch zu dessen Lebzeiten entstanden (vgl. sein späterer Grabstein von 1507 in der Turmvorhalle), steht es stilistisch der Werkstatt des Salzburger Bildhauers Hans Valkenauer nahe. Bemerkenswert ist die Darstellung mit dem knienden Ritter, der quasi aktiv am Heilsvorgang der Kreuzigung teilzunehmen scheint.

Kanzel

KanzelBedeutendster Restbestand der spätgotischen Einrichtung ist die Marmorkanzel von 1520. Der Kanzelkorb ruht auf einer Säule mit eingeschnittenen Rauten, die drei Relieffelder zeigen Maria mit dem Kind, flankiert von den Evangelisten Johannes (links, mit Adler) und Matthäus (rechts, mit Engel); sie weisen in ihren porträthaften Zügen schon Anklänge an das Menschenbild der Renaissance auf. Bemerkenswert ist der vermutlich als romanische Spolie eingesetzte Löwe am Kanzelaufgang, der einen Menschen verschlingen will. Hier wird vielleicht auf den Psalm Davids 22,22 angespielt: „Rette mich vor dem Rachen des Löwen...“, d. h. durch das Wort der Predigt.

Christus Salvator

Etwas früher als die Kanzel, um 1490/1500, entstand die spätgotische Pfeilerfigur des Christus als Salvator mundi. Die im leichten S-Schwung gehaltene Statue des segnenden Christus strahlt Ruhe und Würde aus.

Christus Salvator

Christus Salvator, Erlöser des Kosmos – in dieser Statue begegnet uns ein Jesusbild voller Anmut und innerer Größe, ein schöner Jesus, den wir aus Liedern (Schönster Herr Jesu) und Gebeten kennen. Diese Figur erinnert an Beschreibungen Jesu aus der Mystik des Spätmittelalters. So heißt es im Lentulusbrief: „Ein mittelgroßer Mann von stattlicher Figur und sehr ehrwürdigem Aussehen… ein Mann, durch eigentümliche Schönheit die Menschenkinder übertreffend.“ Der Blick dieses schönen Jesus wendet sich dem Betrachter zu, er segnet mit der rechten Hand, in der linken hält er die Kugel als Sinnbild für den ganzen Kosmos, denn in seinen Händen ruht unser aller Leben.

Konsolfiguren des hl. Petrus und des hl. Paulus

Auffallend schlank, ja geradezu asketisch ausgemergelt wirken die in barocker Manier geschnitzten Figuren der beiden Apostelfürsten Petrus (links, mit Schlüssel) und Paulus; sie stammen aus der Pfarrkirche von Munderfing/OÖ.

Rechter Seitenaltar

Rechter Seitenaltar und spätgotischer TaufsteinDer barocke Altar von 1768 stammt wie der Kreuzweg aus den Beständen der Klosterkirche von Suben; hier schuf JOHANN JAKOB ZEILLER aus Reutte in Tirol Deckenfresken und Altarbilder, so auch dieses qualitätvolle Altarblatt mit der Vision des hl. Antonius von Padua. Es wird flankiert von Statuen der hll. Rochus und Barbara (Schnitzarbeiten Werkstatt des JOSEPH DEUTSCHMANN). Die barocke Pietà erinnert noch an die Kuchler Bruderschaft „Mariä Sieben Schmerzen“ von 1716.

Bild Predigt des hl. Severin

Der vom Stil der Nazarener beeinflusste Maler SEBASTIAN STIEF (1811–1889) – er stammte aus der Gegend von Tittmoning und lebte später in Seekirchen und Salzburg – war vor allem als Porträtist und Schöpfer von Altarbildern tätig. Mehrmals widmete er sich Themen aus den Anfängen der Salzburger Kirchengeschichte. Sein eindringliches, von einer fast dramatischen Lichtstimmung gekennzeichnetes Bild in der Taufkapelle entstand im Jahr 1863. Neben dem Glasfenster der Hauptapsis, der Reliquie im Volksaltar und der Altarplatte in der Krypta erinnert auch diese Darstellung der Predigt des hl. Severin vor dem spätrömischen Kastell Cucullis an die historische Verbindung des frühen Glaubensverkünders mit dem Ort Kuchl.

Taufstein

Noch zum spätgotischen Bestand gehört der achteckige, aus rotem Adneter Marmor gehauene Taufstein. 1955 schuf JAKOB ADLHART den Bronzedeckel mit Reliefszenen aus dem Alten und Neuen Testament: Taufe Christi, Taufe des hl. Paulus, Christus am Kreuz, Sündenfall, Auffindung Moses im Nil, Durchgang des Volkes Israel durch das Rote Meer, Moses schlägt Wasser aus dem Felsen, Pfingstfest.

Barocke Apostelbilder

An der Wand des rechten Seitenschiffes haben sich noch drei gemalte barocke Apostelbilder (18. Jh.) als Rest eines ursprünglich vollständigen Apostelzyklus in Erinnerung an die Kirchweihe erhalten. Sie zeigen den hl. Petrus bzw. etwas weiter westlich die hll. Judas Thaddäus und Simon Zelotes.

Grabrelief für Pfarrer Sartorius

Auch von der Frömmigkeitsgeschichte her interessant ist dieses barocke Grabrelief für den Pfarrer Martin Sartorius (um 1710). Der Geistliche kniet vor dem Gekreuzigten, während der Tod rücklings schon seinen Pfeil bereit hält.

Romanisch-spätgotische Krypta

Abgang zur Krypta

Unter dem südlichen Seitenschiff befindet sich eine romanisch-spätgotische Krypta. Dem älteren, tonnengewölbten Raumteil folgt ein kapellenartiger Ostteil mit Rippengewölbe. Seit 1982 dient die Krypta als Gedächtnisort zu Ehren des hl. Severin († 482), künstlerisch gestaltet von Prof. JOSEF ZENZMAIER. Das Relief aus Adneter Marmor an der Rückwand zeigt die Predigt des Heiligen mit dem Kerzenwunder. In den Altar ist ein Schrein mit Reliquien des römischen Märtyrers Marcellinus eingelassen.

Der hl. Severin

Severin steht an den Anfängen des Christentums in Kuchl und in unserem Land. Der Prediger Severin mit Kreuzstab begegnet uns im Altarrelief. Er hat nicht nur auf wunderbare Weise Kerzen entzündet, vielmehr hat er Herzen für die Botschaft Jesu entflammt. In Zeiten der Unsicherheit und Not am Ende des weströmischen Reiches war er aber auch vor allem ein Prediger der Tat. Gottes- und Nächstenliebe, diese beiden Flammen wollte er in den Herzen der Menschen entzünden.

Bild Martyrium des hl. Jakobus des Älteren

In der Nordwestecke unter der Empore hängt ein barockes Ölbild, das die Hinrichtung eines christlichen Märtyrers zum Thema hat. Offenbar handelt es sich, worauf die Pilgerkleidung mit den Muscheln hinweist, um den hl. Apostel Jakobus den Älteren.