Die Kirchen von Kuchl: Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt - Historischer Überblick
Im Herzen des Tennengaus liegt, südlich der Bezirkshauptstadt Hallein und eingefasst vom alpinen Massiv des Hohen Göll (2522 m) im Westen und den sanften Höhen der Osterhorngruppe im Osten, die Marktgemeinde Kuchl.
Der Raum um den östlich der Salzach markant aufragenden Konglomeratriegel des Georgenberges ist, wie Funde aus Spätsteinzeit bis Spätantike beweisen, alter Siedlungsboden. Bereits in der römischen Spätantike gab es hier um 470 eine christliche Höhensiedlung mit einem Ortspriester und einem Diakon. Ausführlich berichtet darüber die „Vita Sancti Severini“, die Lebensbeschreibung des hl. Severin, die dessen Schüler Eugippius im Jahr 511 verfasst hat. Der vor allem im Donauraum zwischen Passau und dem Wiener Becken tätige, frühchristliche Glaubensverkünder Severin kam auch nach Salzburg (Iuvao) und zweimal nach Kuchl (Cucullis); sein charismatisches Wirken umfasste die seelsorgliche und caritative Betreuung seiner Mitmenschen. Aus jener Zeit stammt auch die früheste Nennung des Ortsnamens als vermutlich auf dem Georgenberg gelegenes Kastell „Cucullis“. Auch auf einer noch erhaltenen römischen Straßenkarte, der Tabula Peutingeriana, ist die Post- und Raststation „Cuculle“ eingezeichnet; deren Mauerreste wurden etwa 1,5 km südlich des Georgenberges festgestellt.
Um 700 schenkte der bayerische Herzog Theodo Gebiete bei Kuchl, „ad Cucullas“ (Breves Notitiae 2,7), dem hl. Rupert; etwas später folgten weitere Gebietsübergaben „in loco, qui dicitur cucullos“ (Notitia Arnonis 2,2) an die Salzburger Kirche. Ob bzw. wo um diese Zeit in Kuchl auch ein Gotteshaus bestand, geht aus den Quellen des 8./9. Jahrhunderts nicht hervor; vermutlich war auch damals das alte Kirchlein am Georgenberg das religiöse Zentrum der Gegend. Wichtige historische Daten zur Orts- und Kirchengeschichte waren um die Jahrtausendwende die Verlegung des Ortes an den Rand der Talterrasse sowie ein 997 abgeschlossener Tauschvertrag zwischen dem Kuchler Dienstmann Gezo und Erzbischof Hartwig, der nun Gebiete in Kuchl erhielt. Um Kuchl und Golling entstand die Grafschaft Kuchl, deren Gerichtshoheit bis 1260 die Grafen von Plain innehatten. An diese Zeit erinnert indirekt auch das Kuchler Gemeindewappen mit dem springenden Hirschen, den bereits das Rittergeschlecht der Kuchler, die im 12. und 13. Jahrhundert in Diensten des Erzbischofs standen, im Wappen führte. Im 15. Jahrhundert wurde das Gericht Kuchl dem Pfleger von Golling ganz übertragen. Gegen 1380 erfolgte unter Erzbischof Pilgrim II. die Erhebung des bisherigen Dorfes Kuchl zum Markt, 1507 stellte Erzbischof Leonhard von Keutschach hierfür eine Bestätigungsurkunde aus. Die günstige Lage im Salzachtal machte Kuchl auch zu einem wichtigen Sitz des Salzsäumerwesens.
Kuchl und der hl. Severin von Noricum
In den Kapiteln 11 und 12 der Vita des hl. Severin wird sehr anschaulich über zwei Aufenthalte des hoch angesehenen Glaubensboten in der Christengemeinde Kuchl berichtet. Seine Predigten dort sind mit wundersamen Entlarvungen einzelner Heiden verbunden. Im Kapitel 11 heißt es: „Über das Wunder, das sich im Castell Cucullis ereignet hat, wo durch Kerzen, auf göttliche Weise entzündet, die Frevler, die zuerst verborgen waren, entdeckt und bekehrt wurden.“ Bei seinem zweiten Besuch in Kuchl nahm Severin den dortigen Priester Marcianus mit in sein Kloster Favianis (Mautern/NÖ). Nach Severins Tod 482 wurde sein unverwester Leichnam im neugegründeten Severinskonvent Lucullanum bei Neapel beigesetzt. Hier in Kuchl wird sein Andenken in der Krypta der Pfarrkirche wachgehalten, ebenso mit dem 1982 umbenannten Severin-Platz zwischen Friedhof und Museum.
Pfarre
Die im frühen 13. Jahrhundert gegründete Pfarre – 1219 wird ein Heinrich als „plebanus“ (Leutepriester, Pfarrherr) angeführt, 1234 scheint die Pfarre Kuchl urkundlich auf – wurde 1244 von Erzbischof Eberhard II. dem Domkapitel übertragen. Seither war bis 1806 das Domkapitel berechtigt, den Pfarrer von Kuchl zu wählen und zu ernennen. Als Mutterkirche des mittleren Tennengaues unterstanden ihr auch die späteren Vikariate Vigaun, Adnet, Krispl (1550), St. Koloman (1735) und Golling mit der Scheffau (1672). Das alte Patrozinium zum hl. Pankratius (St. Pankraz) war bis in die jüngste Vergangenheit noch als Zweitpatrozinium in Gebrauch. Kuchl war einst auch eine Marienwallfahrt. Am früheren Hochaltar stand eine nicht mehr erhaltene, kultisch verehrte Madonnenstatue. Es war eine gekrönte, kostbar gekleidete Figur mit dem Jesuskind, das die Rechte segnend erhob. In der Linken hielt Maria das Szepter. Da im 18. Jahrhundert eine Reihe von Andachtsbildchen gedruckt wurden, dürfte diese Wallfahrt damals einen großen Zuspruch gehabt haben (nach J. Neuhardt).
In Kuchl gab es auch mehrere Bruderschaften. Die noch vor 1500 vom damaligen Pfarrer Primus Panichner gegründete „Muttergottes-Bruderschaft“ wurde 1639 in die Rosenkranz-Bruderschaft umgewandelt. Die Bruderschaft „Mariä Sieben Schmerzen“ von 1716 hatte in der Kirche einen eigenen Altar mit dem Bildnis der Schmerzhaften Muttergottes, der Pietà. Ebenfalls im 18. Jahrhundert entstanden die Bruderschaft „zu den Heiligen Eltern Joachim und Anna“ sowie die „Christlehr Bruderschaft“.
- Pfarrkirche: Historischer Überblick
- Pfarrkirche: Baugeschichte
- Pfarrkirche: Orientierungsplan
- Pfarrkirche: Rundgang
- Pfarrkirche: Kirchturm