Die Kirchen von Kuchl: Filialkirche St. Georg

Die erste urkundliche Erwähnung der Georgskirche findet sich im Jahr 1243.

Baugeschichte

Blick in den Innenraum der Filialkirche St. GeorgGrabungen aus den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts bezeugen einen möglichen Kirchenbau an heutiger Stelle bereits in spätantiker Zeit (vgl. dazu den historischen Überblick). In der heutigen Kirche haben sich ältere Mauerreste einer romanischen Vorgängerkirche mit Flachdecke im Bereich des Langhauses erhalten. So wurden an der inneren Westwand in Höhe der Orgelempore romanische Freskenreste aus der Zeit um 1200 entdeckt, Teile eines mit räumlicher Tiefenwirkung versehenen Mäanderbandes. Um 1490 wurde die Kirche in heutiger Form neu errichtet und mit einem spätgotischen Netzrippengewölbe versehen. Als jüngster Bauteil wurde 1682 der Turm errichtet, in dem sich heute drei Glocken befinden. Fast zeitgleich erfolgte in der Zeit um 1700 die barocke Erneuerung der Inneneinrichtung. Die rechteckigen Fenster wurden in diesen Jahren ebenfalls ausgebrochen, ein gotisches Fenster konnte auf Höhe der 1649 errichteten Außenkanzel wieder freigelegt werden. Diese diente bei der für die bäuerliche Bevölkerung wichtigen Georgskirche zur Verkündigung der frohen Botschaft an größere Wallfahrergruppen (vgl. dazu auch die Außenkanzeln von St. Margarethen /Bad Vigaun und St. Nikolaus in Torren/Golling). Seit dem Abschluss jahrelanger Renovierungsmaßnahmen im Jahr 2002 und der Wiederaufstellung einiger gotischer Kunstwerke präsentiert sich die Georgskirche wieder in ihrem ursprünglichen Glanz. Gut besuchte Wetterämter, Hochzeiten und andere Anlässe machen diese ehemalige Wallfahrtskirche in landschaftlich reizvoller Lage auch heute zu einer gern besuchten Stätte.

Rundgang durch die Kirche

Dem Betrachter präsentiert sich ein heller spätgotischer Sakralraum, dessen luftiges Netzrippengewölbe und die elegante Maßwerkbrüstung an der Orgelempore zusammen mit den barocken Altären und den Resten der gotischen Ausstattung Zeugnis von der Glaubensfreude vergangener Jahrhunderte ablegt.

Hochaltar

Den Hauptblickfang der Kirche bildet der 1716 gefertigte schlanke und überaus prächtige Hochaltar mit den Figuren des in Hallein ansässigen Bildhauers JOHANN GEORG MOHR (Tischler JOHANN PFISTER, Maler SIMON JAKOB LAMBERTI). In Form eines heiligen Theaters schildert der Hochaltar den Kampf des heiligen Georg gegen den Drachen zur Rettung der Prinzessin, die, in bildhafte Ferne gerückt, ganz klein links oben im Bogenfeld dargestellt wird. In der Komposition und Dramatik erinnert diese Schreingruppe in manchen Bereichen an die Georgsgruppe von Meinrad Guggenbichler in Kirchberg bei Eugendorf (1706/7) bzw. den Hochaltar in St. Georgen an der Mattig (1645/49), der Michael Zürn und der Werkstatt von Martin Zürn zugeschrieben wird. Gerahmt wird der Mittelschrein durch die Figuren der Landespatrone Rupert und Virgil, deren Darstellungen sich nochmals in qualitätvollen Ölgemälden aus der Zeit um 1730 an den Seitenwänden des Altarraumes finden. Das Gemälde mit dem Kampf des Erzengels Michael gegen Luzifer im Auszug des Hochaltares nimmt inhaltlich Bezug auf den Drachenkampf des heiligen Georg. Bemerkenswert erscheint auch das ornamental verzierte Lederantependium (Altarverkleidung) aus der Bauzeit des Altares.

Hl. Georg von Kappadokien (23. April) – der Kirchenpatron

Kampf des hl. Georg gegen den Drachen am HochaltarGeorg, der Drachentöter, so kennt man ihn seit dem Hochmittelalter als ritterlichen Heiligen, als einen der vierzehn Nothelfer, Patron des Bauernstandes, des Viehs und vieler Berufszweige. Georg ist der Heilige mit dem guten Herzen im Einsatz für andere. In letzter Minute hat er die Tochter des Königs vor dem großen Untier bewahrt. Links oben im Hintergrund sieht man sie hilferingend im Gebet. Drachen gibt es auch heute noch, Fanatismus, Intoleranz, Gewalt, Hass, all das können seine Namen sein, da braucht es Schutzmächte wie Georg, die uns zurufen: „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!“ (Röm 12,21) Mit scharfem Blick fixiert er den Drachen, schaut der Gefahr ins Auge. Auch das brauchen wir heute, Menschen mit klarem Blick, mit Weitblick und vor allem Durchblick, um die Zeichen unserer Zeit zu verstehen und danach zu handeln.

Seitenaltäre

Die Aufbauten lieferte 1719 JOHANN PFISTER, die Aufsatzbilder von SIMON JAKOB LAMBERTI zeigen die sogenannten Wetterherren Johannes und Paulus (Gedenktag 26. Juni), die früher als Helfer für eine gute Ernte und gegen Ungewitter angerufen worden sind. In den Altarnischen finden sich Reste der ehemals gotischen Ausstattung, die barocken Holzantependien stellen links den Marientod und rechts den heiligen Georg dar. Die linke Altarnische birgt ein spätgotisches Relief mit der Darstellung des Marientodes im Kreise der Apostel (um 1490). Die Statuen des heiligen Rupert und des Erzengels Michael im rechten Altar stammen ebenfalls aus der Zeit um 1500. Dieser Bestand an gotischen Kunstwerken wird noch durch das Triumphbogenkreuz und seine Assistenzfiguren Maria und Johannes aus der Zeit um 1500 ergänzt.

Marientod

Marientod, spätgotisches Relief in der linken Altarnische der Filialkirche St. GeorgDer Marientod (Maria Entschlafung) ist der mittelalterliche Vorläufer der seit der Renaissance verstärkt aufkommenden Bilder von der Aufnahme Mariens in den Himmel. Maria liegt auf ihrem Totenbett, umringt von den Aposteln, deren Gesichter und Gesten ganz verschiedene Zugänge zu ihrem baldigen Sterben liefern: Blicke der Hoffnung, Gebet, Trauer, innere Anteilnahme, Fragen, liturgisches Tun – die Reaktionen auf den Tod sind vielfältig, damals genauso wie heute. Oft zeigen Darstellungen des Marientodes über der Szene Jesus, wie er die Seele Mariens in Gestalt eines kleinen Kindes zu sich nimmt. In Kuchl hat man in der Barockzeit stattdessen die Taube im Strahlenkranz als Symbol für den heiligen Geist angebracht. Der Geist des Lebens macht auch diesen Marientod so zu einem Auferstehungsbild. Für Maria gilt als Erste, was Paulus verheißt: „Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er … auch euren sterblichen Geist lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt.“ (Röm 8,11)

Kanzel und übrige Ausstattung

Blick zur Orgel mit spätgotischer MaßwerkbrüstungAm Triumphbogen befindet sich links die schlichte sechseckige Marmorkanzel aus der Zeit um 1600, die auf einer Säule ruht. Bekrönt wird die Kanzel von einem flachen Schalldeckel aus der Werkstatt von JOHANN PFISTER (1698/99). Der ganze Kirchenraum wird von Kreuzwegstationen aus dem Jahr 1848 und vor allem von Ölbildern der sogenannten 14 Nothelfer ummantelt (entstanden um 1716), aus deren Mitte natürlich der heilige Georg am Altar besonders hervorgehoben wird. Ein weiteres Georgsbild (um 1700) hängt zudem an der nördlichen Langhauswand. Diese Gruppe von Heiligen, einst verehrt als himmlische „Bündelversicherung“ für Zeit und Ewigkeit, kann auch heute vielleicht eine Anregung sein, sich in den kleinen und großen Nöten vertrauensvoll an Gott zu wenden, der dem Menschen zu einem Leben in Fülle verhelfen will. Daran erinnert besonders die kleine Figur des Auferstandenen am Tabernakelaufsatz des Hochaltares, dass Gott ein Gott des Lebens ist.