Die Kirchen von Taxenbach und Eschenau: Pfarrkirche hl. Margaretha - Wandmalereien

Der Bauphase um 1370/80 lassen sich auch die zahlreichen al secco aufgetragenen und im Jahr 1982 freigelegten Wandmalereien im Chor sowie an der Langhausnordwand zuordnen.

Anbetung der Könige, Wandbild in der Pfarrkirche St. Margaretha in Eschenau

Lediglich das auf der nördlichen Triumphbogenlaibung angebrachte Bild des hl. Florian ist deutlich jüngeren Datums (um 1830). Ferner gehört die Dekormalerei in der nördlichen Stichkappe über der Empore dem 17. Jahrhundert an, während die vorhandenen Apostelkreuze vermutlich dem 14. und 15. Jahrhundert zuzuordnen sind. Doch zurück zu den gotischen Wandmalereien, die sich als umfangreiche und ikonographisch interessante Reste eines ursprünglich umfangreicheren Zyklus erhalten haben. Die einzelnen Themen sind im Überblick: Eine Weltgerichtsdarstellung in der Chorapsis, die im folgenden noch näher beschrieben werden soll, einzelne Heilige im Chorbereich, eine Verkündigungsszene links neben dem Rupertusfenster, ferner die Anbetung der Könige und der Marientod an der nördlichen Chorwand über dem Sakristeiportal, eine Kreuzigungsszene im Bereich der barocken Kanzel sowie Szenen aus der Margarethenlegende an der Langhausnordwand im Bereich der Empore. Besonders bemerkenswert ist die Darstellung des Jüngsten Gerichtes in sechs Einzelfeldern (drei Gewölbe- und drei Wandfelder in der Chorapsis). Zunächst entsprechen hier die meisten Motive dem damals üblichen Schema einer Weltgerichtsdarstellung: Christus in der Mandorla auf einem Regenbogen thronend, begleitet von Maria und Johannes, die für die Menschheit um Gnade bitten (sog. Deesis) sowie den zum Jüngsten Gericht blasenden Posaunenengel in den seitlichen Stichkappen. Darunter zu sehen ist die Scheidung der aus den Gräbern auferstandenen in die Seligen, die von Petrus zur Aufnahme in den Himmel geführt werden, bzw. in die Verdammten, die in den Höllenrachen getrieben werden. Direkt unter der Mandorla werden in den Zwickeln noch die sieben Hauptsünden gezeigt.

Maria, Weltgerichtsdarstellung in der Pfarrkirche St. Margaretha in EschenauNach jüngst publizierten Erkenntnissen (Rainer Straub 2014, siehe Hinweis im Literaturverzeichnis) jedoch einzigartig in Europa ist die Darstellung des Weltenrichters Christus mit vier Symbolen seiner Macht – dem Schwert und dem Blütenzweig aus seinem Mund ragend sowie der Sichel und der „Worfschaufel“ in seinen Händen. Darstellungen mit einzelnen dieser Symbole kommen in Europa öfter vor; genannt sei hier etwa die Danziger Weltgerichts-Tafel Hans Memlings (um 1470), bei der Schwert und Lilienzweig den Mund Christi berühren. Es ist jedoch keine weitere Darstellung bekannt, auf der der Weltenrichter mit allen vier Symbolen gleichzeitig zu sehen ist. Eine mögliche Interpretation wäre die Deutung Christi auch als Herr der Ernte, der die Gerechtigkeit in Barmherzigkeit verwandelt.

In gotischen Weltgerichtsszenen findet sich als wichtigster Bestandteil die Darstellung von Christus als Weltenrichter bzw. Pantokrator (Allherscher) oder Salvator Mundi (Erlöser der Welt, Heiland), meist in einer Mandorla auf einem Regenbogen thronend, seit dem ausgehenden Mittelalter häufig auch mit den Wundmalen des Gekreuzigten und mit dem Schwert des Gerichtes (vgl. Offb 1,16 und 2,16) sowie der Lilie der Gnade und Barmherzigkeit, die von seinem Mund ausgehen. Ungewöhnlicher sind aber die Erntesymbole der Sichel sowie der Schaufel als sog. Worfschaufel, mit der das ausgedroschene Getreide gegen den Wind geworfen wurde, um die Spreu von den Körnern zu trennen.